Von der Küste bis zum Bodensee, vom Ruhrpott bis Berlin, die Deutschen lieben die Currywurst. Doch wo gibt es den Imbiss-Klassiker in Moskau? Und schmeckt die hier wie zu Hause?
Von Berlin in die Welt: der Ruf der Currywurst. Auf dem Prenzlauer Berg lockt Konopke seit 1930 Hungrigen an die Ecke Shönhauser Alle und Eberswalder Straße. Heute is das Berliner Original auch eine Touristenattraktion mit Kult-Status. / Foto: IMAGO / Schöning
Krombacher Beer Kitchen
Unsere erste Station ist ein schlicht, aber trotzdem ganz schick gehaltenes Lokal, das der Nowosibirsker Gastronom Denis Iwanow zusammen mit der Krombacher Brauerei ins Leben gerufen hat. Iwanow ist vor allem bekannt für sein Restaurant Sibir Sibir, wo es raffinierte sibirische Küche zu entdecken gibt. Hier in der Beer Kitchen finden sich dagegen Klassiker der deutschen Küche: Schweinshaxe, Käsespätzle, Grüne Soße. Und eben die Currywurst.
Die wirkt auf deutsch sozialisierte Geschmacksnerven allerdings wie eine Blendgranate. Was hat in dünne Scheiben geschnittener Knoblauch in der Soße zu suchen? Und wo ist das Currypulver? Die Soße ist zudem bocksauer. Die Wurst erinnert mehr an eine Krakauer als an eine Bratwurst.
Was als Beilage serviert wird, sind eher Kartoffelecken als Pommes. Alles in allem doch eine eigenwillige Interpretation des Klassikers. Vielleicht sollte man dem Küchenchef ein Stipendium zum Wurstbraten in Wanne-Eickel spendieren?
Currywurst
Voll und ganz der Currywurst verschrieben hat sich der gleichnamige Imbiss in Moskaus Hipster-Fresstempel Depot. Von der Wand grüßt Angela Merkel mit Bierkrug und auf der Wurst selbst weht die schwarz-rot-goldene Fahne.
Auf der Wurst ist Currypulver zu erkennen, dennoch schmeckt die Soße etwas fad und auch hier zu sauer. Das ist eher Tomatenmark. Die Erkenntnis, dass eine Currywurst nichts Gesundes ist, scheint sich hier noch nicht breitgemacht zu haben. Immerhin gibt es ein Essiggürkchen dazu, das nach Zuhause schmeckt. Ansonsten auch eher so „lala“.
Mama, ja w Berlinje
„Mama, ich bin in Berlin“ nennt sich der Imbiss im Baltschug Gastromarket, der sich auf deutsches Fast Food spezialisiert hat. Würde allerdings die Currywurst in Berlin so schmecken, kämen bald keine Touristen mehr. Dass die deutsche Küche salziger ist als die russische – geschenkt. Aber muss man es dermaßen übertreiben?
Die Soße dazu ist auch hier zu sauer. Currypulver fehlt ebenfalls. Noch ein bisschen Basilikum dazu und wir haben ein „Würstel alla napoletana“. „Die Pommes sind außerdem fad und pappig, Kartoffelpüree in Barrenform.
WurstBär
Mit frischer Zuversicht suchen wir den WurstBär auf. Die kleine Bar nahe der Metrostation Schabalowskaja widmet sich den beiden urdeutschen Themen Wurst und Bier, kommt aber sonst ohne Deutschtümelei aus. Die Currywurst gibt es in zwei Portionsgrößen. Wem die Soße nicht pikant genug ist, der kann die Wurst noch in das kleine Töpflein mit der schärferen Variante tunken.
Ich bin angenehm überrascht. Die Wurst erinnert äußerlich zwar mehr an eine Bockwurst, schmeckt aber echt gut und ist schön fein, wie es sein soll. Die Soße dazu ist auch endlich einmal das, was man sich unter einer Currysoße vorstellt. Das Brötchen schmeckt original nach der Bude an der S-Bahn, die Pommes auch. Ob das jetzt ein Qualitätsmerkmal ist, mag jeder selbst beurteilen. Ich jedenfalls bin happy.
Underdog
Die sympathische Bar im Zentrum besticht durch soulige House-Musik, Craft Beer und eine Auswahl an verschiedenen Fast-Food-Spezialitäten wie Burger, Hot Dog und eben Currywurst mit Pommes. Und auch hier kann man ohne Bedenken zugreifen.
Das Gericht kommt in einer Blechschale, garniert auch hier mit Essiggurke. Die Wurst ist zwar ungewöhnlich grob für eine Currywurst, doch sie schmeckt richtig gut und ist so groß, dass bestimmt jeder davon satt wird. Auch hier ist die Soße so, wie sie sein soll. Auf den Pommes findet sich grob gemahlener schwarzer Pfeffer – ungewohnt, doch raffiniert.
Berlin Bar
Nur am Wochenende in den Abendstunden geöffnet ist die Berlin Bar, ein angenehmer Schuppen mit fancy Einrichtung, wechselnden DJs, großer Cocktailkarte und einer kleinen Auswahl an Speisen. Bei dem Namen darf natürlich die Currywurst nicht fehlen.
Und die ist ebenfalls nicht verkehrt. Es sind gleich zwei Würste, die man serviert bekommt, dazu Kartoffelecken und ein Brötchen. Die Würste sind ein wenig weich, schmecken aber richtig lecker. Auch die Soße ist durchaus in Ordnung, könnte allerdings etwas pikanter sein. Was jedoch ein süßes Hefeteiggebäck auf dem Teller zu suchen hat, das weiß vermutlich nur der Koch selbst.
Jiří Hönes
Der Beitrag erschien erstmals am 20. Mai in der Moskauer Deutschen Zeitung.
Ein Original im Wandel der Zeit: Konopke Imbiss 2001 (Foto: IMAGO / Günter Schneider)…und 1986, am gleichen Ort, in einem anderem Land. (Foto: IMAGO / Christian Thiel)
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Geschäftsreise und Kultur: Wo gibt’s die deutscheste Currywurst in Moskau?
Von der Küste bis zum Bodensee, vom Ruhrpott bis Berlin, die Deutschen lieben die Currywurst. Doch wo gibt es den Imbiss-Klassiker in Moskau? Und schmeckt die hier wie zu Hause?
Krombacher Beer Kitchen
Unsere erste Station ist ein schlicht, aber trotzdem ganz schick gehaltenes Lokal, das der Nowosibirsker Gastronom Denis Iwanow zusammen mit der Krombacher Brauerei ins Leben gerufen hat. Iwanow ist vor allem bekannt für sein Restaurant Sibir Sibir, wo es raffinierte sibirische Küche zu entdecken gibt. Hier in der Beer Kitchen finden sich dagegen Klassiker der deutschen Küche: Schweinshaxe, Käsespätzle, Grüne Soße. Und eben die Currywurst.
Die wirkt auf deutsch sozialisierte Geschmacksnerven allerdings wie eine Blendgranate. Was hat in dünne Scheiben geschnittener Knoblauch in der Soße zu suchen? Und wo ist das Currypulver? Die Soße ist zudem bocksauer. Die Wurst erinnert mehr an eine Krakauer als an eine Bratwurst.
Was als Beilage serviert wird, sind eher Kartoffelecken als Pommes. Alles in allem doch eine eigenwillige Interpretation des Klassikers. Vielleicht sollte man dem Küchenchef ein Stipendium zum Wurstbraten in Wanne-Eickel spendieren?
Currywurst
Voll und ganz der Currywurst verschrieben hat sich der gleichnamige Imbiss in Moskaus Hipster-Fresstempel Depot. Von der Wand grüßt Angela Merkel mit Bierkrug und auf der Wurst selbst weht die schwarz-rot-goldene Fahne.
Auf der Wurst ist Currypulver zu erkennen, dennoch schmeckt die Soße etwas fad und auch hier zu sauer. Das ist eher Tomatenmark. Die Erkenntnis, dass eine Currywurst nichts Gesundes ist, scheint sich hier noch nicht breitgemacht zu haben. Immerhin gibt es ein Essiggürkchen dazu, das nach Zuhause schmeckt. Ansonsten auch eher so „lala“.
Mama, ja w Berlinje
„Mama, ich bin in Berlin“ nennt sich der Imbiss im Baltschug Gastromarket, der sich auf deutsches Fast Food spezialisiert hat. Würde allerdings die Currywurst in Berlin so schmecken, kämen bald keine Touristen mehr. Dass die deutsche Küche salziger ist als die russische – geschenkt. Aber muss man es dermaßen übertreiben?
Die Soße dazu ist auch hier zu sauer. Currypulver fehlt ebenfalls. Noch ein bisschen Basilikum dazu und wir haben ein „Würstel alla napoletana“. „Die Pommes sind außerdem fad und pappig, Kartoffelpüree in Barrenform.
WurstBär
Mit frischer Zuversicht suchen wir den WurstBär auf. Die kleine Bar nahe der Metrostation Schabalowskaja widmet sich den beiden urdeutschen Themen Wurst und Bier, kommt aber sonst ohne Deutschtümelei aus. Die Currywurst gibt es in zwei Portionsgrößen. Wem die Soße nicht pikant genug ist, der kann die Wurst noch in das kleine Töpflein mit der schärferen Variante tunken.
Ich bin angenehm überrascht. Die Wurst erinnert äußerlich zwar mehr an eine Bockwurst, schmeckt aber echt gut und ist schön fein, wie es sein soll. Die Soße dazu ist auch endlich einmal das, was man sich unter einer Currysoße vorstellt. Das Brötchen schmeckt original nach der Bude an der S-Bahn, die Pommes auch. Ob das jetzt ein Qualitätsmerkmal ist, mag jeder selbst beurteilen. Ich jedenfalls bin happy.
Underdog
Die sympathische Bar im Zentrum besticht durch soulige House-Musik, Craft Beer und eine Auswahl an verschiedenen Fast-Food-Spezialitäten wie Burger, Hot Dog und eben Currywurst mit Pommes. Und auch hier kann man ohne Bedenken zugreifen.
Das Gericht kommt in einer Blechschale, garniert auch hier mit Essiggurke. Die Wurst ist zwar ungewöhnlich grob für eine Currywurst, doch sie schmeckt richtig gut und ist so groß, dass bestimmt jeder davon satt wird. Auch hier ist die Soße so, wie sie sein soll. Auf den Pommes findet sich grob gemahlener schwarzer Pfeffer – ungewohnt, doch raffiniert.
Berlin Bar
Nur am Wochenende in den Abendstunden geöffnet ist die Berlin Bar, ein angenehmer Schuppen mit fancy Einrichtung, wechselnden DJs, großer Cocktailkarte und einer kleinen Auswahl an Speisen. Bei dem Namen darf natürlich die Currywurst nicht fehlen.
Und die ist ebenfalls nicht verkehrt. Es sind gleich zwei Würste, die man serviert bekommt, dazu Kartoffelecken und ein Brötchen. Die Würste sind ein wenig weich, schmecken aber richtig lecker. Auch die Soße ist durchaus in Ordnung, könnte allerdings etwas pikanter sein. Was jedoch ein süßes Hefeteiggebäck auf dem Teller zu suchen hat, das weiß vermutlich nur der Koch selbst.
Jiří Hönes
Der Beitrag erschien erstmals am 20. Mai in der Moskauer Deutschen Zeitung.